Tools der integrierten Stadt- und Verkehrsplanung
Das übergeordnete Ziel ist die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Mobilitätsentwicklung. Gemäß dem Leitsatz „Mobilität erhalten, Verkehr reduzieren” werden dabei persönliche und gesellschaftliche Belange bestmöglich mit Umweltanforderungen zusammengeführt.
Push & Pull
Eine Kombination von Push- und Pull-Maßnahmen, also der Schaffung von Anreizen, die es leichter machen Verkehrsmittel des Umweltverbundes zu wählen bei gleichzeitigen Umsetzungen von Maßnahmen die den motorisierten Individualverkehr (MIV) einschränken, ist ein sinnvoller und effektiver Ansatz zur Veränderung des Mobilitätsverhaltens (vgl. Perschon 2012). Parkraumbewirtschaftung, Umwidmung von Fahrspuren und Parkplätzen zu Lasten des motorisierten Individualverkehrs (MIV) bei gleichzeitiger Stärkung des Umweltverbundes sind notwendig, um lebenswerte Städte und Gemeinden zu fördern. Laut der MID 2017 ist eine Verlagerung von etwas weniger als der Hälfte aller Kfz-Fahrten im Kurzstreckenbereich unter 5 km auf das Fahrrad durchaus realistisch. Diese Strecken machen wiederum etwa 50% aller Kfz-Fahrten aus (vgl. MID 2017).
Die Handlungsansätze und Maßnahmen sind ähnlich mehrdimensional wie die Konzepte Nachhaltigkeit und Mobilität. Sie können unterteilt werden in die Bereiche Technik, Infrastruktur, Rechts- und Ordnungspolitik, Finanzen sowie Organisation und Information (z.B. Mobilitätsmanagement) (vgl. Holz-Rau 2014). Sie müssen zudem im komplexen System aus Siedlungs- und Verkehrsplanung verortet werden. Es braucht zur Wirksamkeit also integrierte Konzepte inklusive des Mobilitätsmanagements.
Verkehrssparende Raumstrukturen
Raumstruktur, Flächennutzung und Verkehr stehen in enger Verbindung zueinander. Die Motorisierung und der Ausbau moderner Verkehrssysteme bzw. Infrastrukturen führten zu einer Zunahme der Geschwindigkeiten und des Verkehrsaufkommens - und ermöglichten die räumliche Trennung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit. Die Siedlungsstrukturen der Regionen wird durch diese räumliche Entkopplung der Fahrtzwecke geprägt, der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsflächen wächst somit stetig.
Suburbanisierung, großräumige Standortstrukturen und Konzentrationseffekte bei Unternehmen ebenso wie bei der Versorgungsinfrastruktur sind also indirekt das Ergebnis der besseren Erreichbarkeit für den Kfz-Verkehr und gleichzeitig ein wichtiger Treiber für den weiteren Ausbau. So entsteht ein Selbstverstärkungsprozess: Eine Attraktivierung des Autoverkehrs schafft Neuverkehre und führt wiederum zu Verkehrswachstum (vgl. Knoflacher 2007).
Siedlungsentwicklung und Flächennutzung müssen künftig so beeinflusst werden, dass sie nicht Verkehre erzeugen, sondern durch die gezielte planerische Handhabung von Flächen eine geringere implizite Verkehrsnachfrage erzeugen. Durch nutzungsgemischte und kompakte Standortstrukturen auf kommunaler und regionaler Ebene kann planerisch eine „Stadt der kurzen Wege“ gestaltet werden, die der Leitidee „Näher statt schneller“ folgt.
Mobilitätssicherung in ländlichen Räumen
Ländliche Regionen haben damit zu kämpfen, dass die Abwanderungstendenzen zunehmen und dezentrale Einkaufs- und Serviceangebote schwinden – was wiederum die Attraktivität des Standorts negativ beeinflusst.
Mobilitätsmanagement setzt hier an, um bezahlbare Mobilität auch ohne eigenes Auto zu ermöglichen und den Erhalt der Nahversorgung zu sichern. Für eine dauerhafte Verbindung zwischen Zentren und ländlichem Raum muss das Auto intelligent mit anderen Systemen vernetzt und ergänzt werden, wie beispielsweise mit dem ÖPNV. Mobilstationen leisten hier einen wichtigen Beitrag (vgl. VRR 2020). Eine umsichtige integrierte Planung kann durch kurze Wege die Zentren, die Wohn- und Lebensorte in dünner besiedelten Räumen erhalten und stärken.
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